(Meine) Bedeutung von Female Empowerment – Teil 2
Die in Teil 1 genannte Notwendigkeit der ständigen Erinnerung an das Thema „Female Empowerment“ ist ein Grund für die vielen reinen Frauenveranstaltungen, die es heute gibt. Diese werden unter anderem von den Business and Professional Women, den Global Digital Women oder dem Deutschen Juristinnenbund organisiert – um nur einige Beispiele zu nennen. Diesen stand ich anfangs kritisch gegenüber. Jedoch ist es – wie immer – nur eine Frage der Perspektive:
Nehmt keine Opferrolle ein!
Zwar können Female Empowerment-Veranstaltungen dazu beitragen, dass Frauen sich selbst in einer Opferrolle sehen. Durch die ständige Betonung auf Female wird der Unterschied zwischen den Geschlechtern nämlich hervorgehoben – so jedenfalls ein genereller Vorwurf gegen alle Themen rund um Female Empowerment. Frauen könnten sich durch die Betonung ihrer „Besonderheiten“ selbst im Weg stehen. Eventuell könnten sie sich sogar dadurch nicht als gleichberechtigt ansehen und die aktuelle Situation einfach hinnehmen. Dies könnte dem Selbstbewusstsein erheblich abträglich sein. ABER: Diesen Effekt möchten Frauenveranstaltungen gerade nicht erzielen.
Trau dich - Frau muss nicht allen gefallen
Vielmehr sollen Frauen durch Female Empowerment-Veranstaltungen unterstützt werden, die sich in einem gemischten Umfeld nicht wohl fühlen. Viele Frauen können erst durch solche Veranstaltungen den Mut und das Ego bilden, um in den karriererelevanten Schlüsselmomenten zuzugreifen. Sie sollen lernen sich durchzusetzen. Frauen sollen selbstbewusst und bestärkt aus den Veranstaltungen rausgehen. Das geschieht vor allem, weil diese Bestärkung und Kontakte von anderen Frauen in einer vergleichbaren Situation erhalten haben. Sie fühlen sich nicht mehr alleine, sondern ermutigt durch die Gruppe. Bei gemischten (Networking)Events lassen sich viele Frauen schnell von dem dort regelmäßige vorherrschenden „Machogehabe“ einschüchtern.
Sie konzentrieren sich nicht auf ihre eigenen Erfolge, sondern lassen sich von den (meist übertrieben dargestellten) Erfolgen und Positionen der Männer beeindrucken. Männer haben oft dieses Problem nicht. Ein Grund hierfür ist wohl, die Anwesenheit vieler anderer Männer auf gemischten Veranstaltungen, durch welche sie sich bestärkt fühlen. Dieses Gefühl möchten reine Frauenveranstaltungen auch bewirken. Auf gemischten Veranstaltungen kann dann spätestens das „Erlernte“ angewandt und selbstbewusst aufgetreten werden.
Note to self: Don't judge yourself.
Natürlich kann man sagen, dass Selbstbewusstsein schwer zu erlernen ist. Oder behaupten, dass die Einen es haben und Andere nicht. Dies ist meistens nur eine Ausrede. Jede/r kann lernen sich in bestimmten Situationen wohler zu fühlen. Dies gelingt indem frau sich diesen öfter aussetzt und so „trainiert“. Dafür muss frau aber wirklich wollen.
Wir brauchen mehr weibliche Vorbilder!
Auf Frauenveranstaltungen können leichter Vorbilder gefunden werden, welchen nachgeeifert werden kann. Dies gilt ganz getreu dem Motto: „If she can see it, she can be it“ – natürlich nur, wenn sie auch will. Nur um zu wissen was man möchte, muss man über den eigenen Tellerrand hinausschauen. Von fremden Erfahrungswerten profitieren und alternative Lebenswege zu sehen, kann erheblich zur Ermutigung beitragen. Die bekannte Komfortzone zu verlassen, kann nämlich sehr unbequem werden. Jedoch können sich so neue Türen öffnen.
Inspire - Empower - Repeat
Das schöne an Vorbildern ist, dass diese einem zeigen, dass das „Rad nicht neu erfunden“ werden muss. Tipps abzuschauen, wie beispielsweise der Alltag gemeistert wird, diese zu mehr Selbstbewusstsein gekommen sind oder ihre Personal Brand gebildet haben, sind nur ein paar Vorteile. Natürlich sollen Vorbilder nicht 1:1 kopiert werden. Vielmehr sollen diese zur Selbstreflexion anregen: Wofür stehe ich? Wo möchte ich ein ein paar Jahren stehen? Was kann ich gut? Auch Fragestellungen, wie zum Beispiel wie der eigene Wikipedia-Eintrag später lauten soll, können dabei helfen eine Vision für sich selbst zu finden. Dies ist wichtig um persönliche Ziele aufstellen zu können. Die Inspiration durch das Vorbild kann so auf sich übertragen werden.
Empowered women empower women.
Wichtig ist schlussendlich: Wir haben eine Wahl und sind nicht ohnmächtig. Frauen sollten sich durch gegenseitige Power unterstützen und nicht nur auf die Unterstützung durch das (oft männlich geführte) Unternehmen setzen. Durch die Positionierung von (weiblichen) Vorbildern – soweit vorher noch nicht in ausreichendem Maße vorhanden – kann Selbstvertrauen bei Frauen dahingehend gebildet werden, dass diese genauso alles erreichen können, was sie wollen. Dies muss das Ziel der Debatte um Female Empowerment sein: Starke und selbstbewusste Frauen, die genau das machen was, wie und wann sie wollen.
Das Konzept von reinen Frauenveranstaltungen ist also grundsätzlich nicht falsch, wenn die Teilnehmerinnen sich bewusst sind, dass sie keine Opferrolle einnehmen, sondern einer schlichten Notwendigkeit nachgehen, um sich in der Businesswelt zu etablieren. Denn: Gute Kontakte können extrem weiter helfen. Bunte Kleidung für Frauen, die wissen was sie wollen und sich selbst feiern können, findet sich übrigens hier.*
Mehr spannende Beiträge zum Thema Female Empowerment findest du hier.
* in freundlicher Zusammenarbeit mit Cecil
2 Kommentare
Judith
Bei den Business Professional Women und bei den Digital Media Women war ich auch schon auf Events. Mir ist aufgefallen, dass oft besonders die Frauen, die angestellt in Unternehmen arbeiten und grob 40+ sind, sich schwer tun, für sich einzustehen. Ich bin ebenfalls der Meinung, dass das an zu wenigen Vorbildern für diese Gruppe meist super qualifizierter Frauen liegt.
Auch hier geht es wieder um das Erkennen und Verändern von Gedanken- und Verhaltensmustern auf beiden Geschlechter-Seiten.
Melanie
Hoffentlich schaffen wir es dann, diesen Frauen auch endlich Vorbilder zu liefern!