Meine Geschichte – Teil 2: Mehr als nur Noten
Ich hatte bisher viel Glück in meinem Leben. Natürlich war ich auch fleißig und vielseitig interessiert, doch eine gewaltige Portion Glück gehört auch immer dazu. Nachdem ich im Teil 1 über mein Schulleben und meine Zeit im Sport erzählt habe, möchte ich im folgenden Teil 2 über mein Studienzeit berichten.
Persönlich fällt es mir nicht leicht über mich selbst zu berichten. Ehrlich gesagt halte ich mich selbst für ziemlich unspektakulär, aber nach der wundervoll ermutigenden Resonanz zu Teil 1, kommt etwas zeitversetzt Teil 2.
So viel sei vorweggenommen: Ich hatte keine typische Studienzeit. Ob das positiv oder negativ ist, sei jedem selbst überlassen. Ich habe parallel Jura & BWL recht schnell studiert. Manchmal frage ich mich, was mich dazu geritten hat. Warum ich mich nicht für eins von beiden entschieden habe oder auch, ob ich wirklich so langweilig bin, wie die herum kursierenden Klischees über die beiden Studienfächer behaupten? Naja, die Frage muss wohl jeder für sich selbst beantworten und ich möchte diese Frage offen lassen. Sagen wir so: Ich halte nicht viel von Klischees.
Mein Studium dank Stipendien
Wie ich zu beiden Studienfächern kam, ist recht einfach zu sagen: Durch mein Abitur hatte ich bereits mit Betriebswirtschaftslehre zu tun und fand dies spannend. Gleiches galt aber auch für die im Rahmen dieses Unterrichts vermittelten juristischen Inhalte. Per Zufall fand ich auf einer Studienmesse eine private Universität, die genau beides zeitlich aufeinander abgestimmt verband. Durch das Staatsexamen in Jura war dies nämlich woanders nicht ganz so leicht zu vereinbaren. Als ich dann zum Aufnahmetag eingeladen und schließlich angenommen wurde, war eigentlich alles, wie man so schön sagt, fast in trockenen Tüchern.
Die Finanzierung eines Studiums an einer privaten Universität ist allerdings nicht einfach. Ich wollte die Studienkosten selbst tragen und niemand anderen damit belasten. Daher habe ich schon vor der Bewerbung an der Universität eine Vielzahl von Bewerbungen für Stipendien geschrieben und hatte schließlich Erfolg. Natürlich muss man bei einer Stipendiumsbewerbung viel von sich Preis geben und diese sind auch sehr viel Arbeit. Aber es lohnt sich. Leider nutzen immer noch viel zu wenig Studierende ihre Chancen aus. Es gibt so viel mehr Stipendien, als die der “Begabtenförderwerke”, also Studienstiftung des deutschen Volkes, Konrad-Adenrauer-Stiftung, etc. Man muss sich nur die Mühe machen und das passende für sich raussuchen. Dafür gibt es zahlreiche Portale, wie bspw. Stipendienlotse.
Natürlich gehört – wie eingangs gesagt – dazu auch eine ganze Portion Glück, also dass man wirklich am Ende ein Stipendium erhält. Aber wenn dies klappt, dann zahlt sich die vorherige Arbeit doppelt und dreifach aus. Dazu zählt nicht nur die finanzielle Seite. Vielmehr hat man meist die Chance super spannende Kontakte zu anderen Stipendiaten zu knüpfen. Nutzt daher diese Möglichkeit! Mehr als Nein-sagen kann niemand. Ich möchte ausdrücklich jede(n) dazu ermutigen es einfach zu probieren.
Das Schöne an den meisten Förderwerken ist, dass auch andere Qualifikationen als nur Noten zählen – natürlich werden diese aber auch stark bewertet. Man kann auch dort einzelne Schwächen durch Engagement oder ähnliches ausgleichen.
Allerdings kann ich auch leider nicht behaupten in den Gesprächen für die verschiedenen Stipendien stets gute Erfahrungen gemacht zu haben. Meine schockierendste und wohl diskriminierendste Erfahrung war, dass mich ein Interviewpartner fragte, ob ich noch etwas anderes zu meinen Noten beigetragen zu haben, als blond und blauäugig zu sein. Ich hoffe bis heute inständig, dass dies nur ein Scherz war. Im Interview habe ich auf die Frage trocken nur gekontert, dass ich gelernt habe. Eigentlich hätte ich daraufhin aufstehen und gehen sollen. Leider habe ich das natürlich nicht gemacht.
Ich hatte schließlich das Glück durch die Empfehlung nach meinem Abitur und einem erfolgreichen Aufnahmeseminar bei der Studienstiftung des deutschen Volkes in die Studierendenförderung aufgenommen zu werden. Daneben hatte ich vermittelt durch die Universität noch die Chance ein weiteres Stipendium zu erhalten. Ich konnte somit mein Wunschstudium antreten, ohne meine Eltern mit Studiengebühren zu belasten.
Eine Person ist mehr als nur Noten
Sicherlich läuft auch nicht an einer privaten Universität alles reibungslos. Jedenfalls waren die Qualität der Vorlesungen und das doch eher schulisch geprägte Umfeld für mich ideal. Ich glaube heute, dass der dort doch eher vermittelte Druck für mich positiv war. Allerdings lernte ich erst über die Zeit, diesen nicht zu sehr an mich heranzulassen. Dieser drohte mich zeitweise aufzufressen. Auch der Vergleich zu anderen Studierenden war eine zeitweise unaushaltbare Eigenschaft meinerseits. Irgendwann höre ich daher auf mit anderen über deren oder meine Noten zu sprechen. Dies tat wahnsinnig gut – und kann ich auch nur generell allen Studierenden empfehlen. Es gibt so viel mehr als Noten, die einen als Person auszeichnen. Doch das musste ich auch erst lernen und verinnerlichen. Auch heute muss ich mich immer noch ständig daran erinnern. Dies gilt gerade in einem leistungsorientierten Umfeld, wie eine Universität und dann auch noch in der Rechtswissenschaft, wo viele nach nichts anderem fragen als der Examensnote.
Ich muss zugeben, dass ich dann sehr froh war, als 2019 schließlich nach 5 Jahren alles geschafft war. Bachelor, Master und das erste Staatsexamen waren in der Tasche. Das Studium hat mich nämlich sehr eingenommen. Für andere Dinge habe ich mir leider recht wenig Zeit genommen. Dies würde ich heute definitiv anders machen. Aber im Nachhinein ist man ja immer schlauer. Daher mein Tipp: Der (psychische oder physische) Ausgleich ist fast genauso wichtig wie das Lernen an sich im Studium. Es ist wichtig sich selbst als Person nicht zu vergessen. Jeder muss für sich selbst eine gute Balance finden. Und das gilt natürlich für jeden Lebensbereich.
More to come ...
Damit dieser Beitrag nicht zu lang wird, wird mindestens noch ein Teil 3 erscheinen. Ich möchte dabei über meine ersten Erfahrungen in der Jobsuche, meine Promotion und über Networkingerfahrungen berichten. Über andere Frauen gibt es übrigens mehr unter der Kategorie Interviews.